Parodontitis (Parodontose)

Was ist eine Parodontitis

Die Parodontitis, umgangssprachlich auch oft Parodontose genannt, ist eine multifaktorielle Erkrankung des Zahnhalteapparates, bei der es zu einem weitestgehend irreversiblen Abbau des den Zahn stützenden Alveolarknochens kommt. Oft spricht man auch fälschlicherweise von einer Zahnfleischentzündung. Bei dieser wird im Gegensatz zur Parodontitis aber kein Knochen abgebaut. Sie ist also nicht nur eine Zahnfleischentzündung. Der Zahn ist im Bereich der Zahnwurzel mit Hilfe eines Fasernetzes elastisch am Knochen befestigt. So ist es durch den Zahnhalteapparat möglich die Kaukräfte, welche auf den Zahn wirken, gleichmäßig zu verteilen. Bei einem Abbau dieses Knochens werden auch die Fasern zerstört, wodurch der Halt des Zahnes und auch die Fähigkeit des Kraftabbaus bei Belastungen reduziert ist. Wird dieser Zerstörungsprozess nicht gestoppt, kann dies zu Zahnlockerung bis hin zum Zahnverlust führen. Der Behandlung dieser Erkrankung widmet sich das Fachgebiet der Parodontologie.

 

Ursachen und Verlauf

Die Ursachen der Parodontitis sind sehr vielfältig. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Erkrankung meist langsam über Jahre, sogar Jahrzehnte abläuft und dabei nicht selten vom Betroffenen unbemerkt bleibt, da die auftretenden Symptome oder Beschwerden oft kaum erkennbar sind. Ein wichtiger Faktor ist natürlich auch bei der Entstehung einer Parodontitis die Mundhygiene. Schlechte Mundhygiene kann zu Bildung von Belägen und Zahnstein führen, was wiederum eine Zahnfleischentzündung zur Folge haben kann. Diese Entzündung, auch Gingivitis genannt, kann über Jahre ohne Knochenbeteiligung ablaufen und ist bei entsprechender Prophylaxe sowie korrekter Mundhygiene vollständig reversibel. Gesellen sich nun weitere Risikofaktoren hinzu (Rauchen, Stress, Diabetes etc.), kann dies zu einer negativen Modulation des Immunsystems führen, welches dann wiederum nicht mehr erfolgreich alle Bakterien abwehren kann. Das Zahnfleisch löst sich vom Zahn, so dass sich auf der Wurzeloberfläche ein Biofilm etablieren kann, in welchem viele verschiedene Erreger vergesellschaftet sind. Es entsteht eine Zahnfleischtasche.

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Faktoren der Parodontitis

Die Existenz von schädlichen Bakterien alleine ist nicht zwingend ein ausreichendes Kriterium für die Ausbildung einer Parodontitis, denn im menschlichen Mund kennen wir etwa 500 verschiedene Arten. Unter all diesen Mikroorganismen gibt es schädliche,weniger schädliche sowie nützliche Bakterienarten. Doch durch den Einfluss der oben genannten Faktoren und die daraus folgende Ausbildung eines Biofilms können sich einige wenige Bakterien vergesellschaften und organisieren. Diese nennt man Leitkeime der Parodontitis. Durch das organisierte Zusammenleben der Erreger sind diese wesentlich widerstandsfähiger gegenüber äußeren Angriffen in Form von Mundspüllösungen oder gar Antibiotika. Aus dem anfangs weichen Biofilm können sich mit der Zeit äußerst harte Zahnsteinablagerungen bilden, gegen welche Zahnbürsten alleine machtlos sind und die nur durch entsprechende Prophylaxeinstrumente (Ultraschallscaler etc.) entfernt werden können. Werden nun die meist damit verbundenen Symptome, wie z.B. Zahnfleischbluten oder erhöhte Sondierungstiefen von Zahnfleischtaschen nicht rechtzeitig erkannt, schreitet dieser destruktive Prozess fort. Innerhalb der Tasche können sich die Bakterien nun relativ unbehelligt ausbreiten. Dabei scheiden sie Giftstoffe (Toxine) aus, die das umliegende Bindegewebe zerstören können. Da auch das Immunsystem nicht in der Lage ist, diese harten Beläge abzubauen und die darin lebenden Bakterien zu zerstören, wird der umliegende Knochen durch körpereigene Mechanismen abgebaut. Die Tasche wird tiefer. Dieser Vorgang kann nun ohne medizinische Intervention durch den Zahnarzt bis zur Zahnlockerung bzw. dem Zahnverlust fortschreiten. Aber auch nach einer Parodontitis Behandlung ist das Risiko eines Rezidivs immer wieder gegeben, da die vorhandene Tasche zwar durch Bindegewebe vom Körper teilweise geschlossen werden kann, jedoch stellt diese Form der Taschenreduktion bei weitem nicht die selbe natürliche Schutzbarriere dar, wie dies der ursprünglich vorhandene Alveolarknochen tat. Dieser jedoch ist unwiederbringlich verloren.

 

Parodontitis Behandlung

Die beste Therapie stellt auch hier wieder das rechtzeitige Erkennen und die Prophylaxe dar. Da die Parodontitis einen irreversiblen Knochenabbau zur Folge hat, ist eine vollständige Heilung nicht möglich. Mit der richtigen Parodontitis Behandlung bzw. Zahnfleischbehandlung, bei der mittels Küretten oder Ultraschallinstrumenten die harten und weichen Beläge von der Wurzeloberfläche entfernt werden, wobei je nach Schwerergrad oft auch eine unterstützende Antibiotikagabe erforderlich ist, kann ihr zwar meist erfolgreich Einhalt geboten werden, jedoch ist die Therapie oft langwierig und bedarf einer motivierten Mitarbeit des Patienten, sollte sie langfristig erfolgreich sein. Regelmäßige Kontrollen, die je nach Schweregrad zwei- bis viermal jährlich stattfinden sollten sowie eine ebenso regelmäßige Prophylaxe (professionelle Zahnreinigung) sind zu empfehlen. Da die Risikofaktoren als Ursache eine wesentliche Rolle spielen, sollte auf die eigenen Lebensgewohnheiten ein selbstkritischer Blick geworfen werden. Wir wissen aus Studien, dass ein (schlecht eingestellter) Diabetiker im statistischen Durchschnitt ein etwa 3-4 fach höheres Risiko hat, eine Parodontitis auszubilden. Ein Raucher hat dagegen ein etwa 4-6 fach höheres Risiko. Mit Sicht auf die oben aufgezeigten Faktoren wird deutlich, dass man als Betroffener einen maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf und die Prognose dieser Erkrankung hat. Ist der Blutzuckerspiegel korrekt eingestellt und werden die vom Zahnarzt oder vom Diabetesberater empfohlenen Prophylaxemaßnahmen eingehalten, so steht auch beim Diabetes mellitus einer guten Mundgesundheit kaum etwas im Wege.