zahnpasta

Da wir in der Praxis öfter nach Inhalts- und Zusatzstoffen von Materialien, Mundspülungen und Zahnpasten etc. gefragt werden, habe ich mal angefangen, eine kleine Liste der wichtigsten Inhaltsstoffe von Zahnpasten zusammenzustellen. Wenn man mal nach Inhaltsstoffen für Zahnpasten googelt oder bingt, dann landet man vorwiegend auf Verschwörungsseiten, einem Wikipedia-Eintrag und Seiten der Kosmetikfirmen. Gerade ersteren wollen wir das Feld aber nicht überlassen, wenngleich ich zugeben muss, dass die diversen Fluoridverschwörungen, nach welchen – je nach Version – entweder durch die Kommunisten oder die amerikanische Industrie alle Menschen zu willigen Zombies gemacht werden sollen, damit sie sich dumm und widerstandslos regieren lassen und zugleich die giftigen Fluorabfälle zu Geld gemacht werden können, einen gewissen Reiz haben. Ab und an lese ich mal die verschiedenen Varianten und freue mich über den Grusel und die Kreativität der Autoren. Leider taugen diese Webseiten zur Information natürlich nicht.

Gerade nach der Gesundheitsschädlichkeit oder Sinnhaftigkeit von Inhaltsstoffen werden wir manchmal gefragt. Dass man der Industrie da nicht zwingend trauen kann, läßt sich nach diversen Lebensmittelskandalen vermuten. Generell muss man auch sagen, dass die Zahnpasta bestenfalls das i-Tüpfelchen der Mundhygiene ist und überbewertet wird. Egal was die Werbung sagt, Zahnpasta verhindert weder Karies noch Parodontitis. Beide Erkrankungen werden durch Bakterien begünstigt, die in Belägen sitzen bzw. sich in einem Biofilm häuslich auf den Zähnen oder Zahnwurzeln einrichten. Schafft man es nicht, diese zu entfernen so lange die Beläge noch weich sind, nützen einem die besten und teuersten Zahnpasten nichts. Wer hingegen die perfekte Mundhygiene hat, der bräuchte im Grunde auch keine Zahnpasta. Extremistische Bio-Verfechter hinterfragen sogar manchmal die Sinnhaftigkeit der Mundhygiene per se. Schließlich hatten die Urmenschen auch keine Zahnbürsten und haben gelebt. Stimmt schon, aber nicht so lange, außerdem hatten die auch keinen Kuchen, kein Fast Food und kein Nutella und lebten von dem, was sie sammeln und jagen konnten. Wer diese Lebensweise inklusive Hygieneverweigerung aber mal einen Monat durchziehen möchte und dann noch zu Hause wohnen darf, hat meinen vollsten Respekt.

Die Wahrheit liegt hier natürlich wieder etwa in der Mitte. Zahnpasten unterstützen durch ihren möglichst erfrischenden Geschmack, ihre waschaktiven Substanzen und ihre Schleifkörper die Mundhygiene. Diverse antibakterielle, zahnhärtende und von mir aus auch aufhellende Substanzen haben dabei bestenfalls eine zeitlich stark begrenzte Wirkung. Dennoch gibt es auch spezielle Zahnpasten oder Gele, deren Inhaltsstoffe speziell bei empfindlichen Zahnhälsen durchaus wirksam sind. Die Zusätze sind also äußerst vielfältig und nicht alle sind für jeden gut verträglich. Daher von mir ein Versuch, einiges aufzulisten. Im allgemeinen kann man die Inhaltsstoffe grob in Putzkörper, waschaktive Substanzen, Geschmacks- und Aromastoffe, Fluoride bzw. karieshemmende Stoffe, andere prophylaktische Substanzen und Farbstoffe einteilen. Die folgende Liste ist nicht annähernd vollständig. Wem also noch etwas Wichtiges einfällt oder wer Fragen hat, nur zu!

Inhaltsstoffe

  • Anethol

    Anethol ist ein schwach antibakteriell wirkender Duft- und Aromastoff, der in ätherischen Ölen enthalten ist. Gesundheitlich unbedenklich.

  • Aluminiumoxid (Alumina)

    Dient als Putzkörper bzw. Abriebmittel. Wichtig wäre, wie sehr die Zahnpasta die Zähne „abschmirgelt“, also wie hoch der Abrieb ist. Angegeben wird der mit dem RDA Wert, der aber auf Grund unterschiedlicher Messverfahren auch nur mit Vorsicht zu sehen ist. Generell werden Aluminiumverbindungen in Kosmetika heute etwas kritischer betrachtet, auch wenn die Aufnahme bei Zahnpasta eher gering ist. Sollte man also wenn möglich vermeiden.

  • Bisabolol

    Bisabolol ist ein entzündungshemmender Wirkstoff, der vor allem in Kamille vorkommt und auch daraus gewonnen wir. Ist gesundheitlich unbedenklich.

  • Fluoride (Amin-, Zinkfuorid)

    Fluoride in verschiedenen Verbindungen sind vor allem dazu geeignet, den Zahnschmelz zu härten bzw. zu stabilisieren. Dieser besteht größtenteils aus Hydroxylapatit, das zwar chemisch sehr stabil und vor allem sehr hart ist, allerdings ist es auch höchst säureempfindlich. Dies wiederum führt dazu, dass die Milchsäuren, also die Stoffwechselendprodukte kariesaktiver Lactobazillen (nicht die aus dem Joghurt, sondern vorwiegend Streptococcus mutans), den Schmelz demineralisieren, was wiederum zu einer Karies führen kann. Fluoride wirken dem entgegen, indem sie bei entsprechender Verfügbarkeit aus Hydroxylapatit das säurestabilere Fluorapatit machen. Das funktioniert allerdings vorwiegend lokal, das heißt durch direkte Fluoridierung mittels Zahnpasten, Lacken und Gelen, nicht aber systemisch durch Fluoridtabletten. Gesundheitlich sind Fluoride in niedrigen Konzentrationen für Erwachsene unbedenklich, zumal die Paste nicht verzehrt wird. Wer allerdings keine Kariesprobleme hat, muss natürlich keine fluoridierten Zahnpasten nehmen. Alternativen gibt es auf dem Markt. Bei Kleinkindern sollte darauf geachtet werden, dass Kinderzahnpasten ohne bzw. mit wenig Fluoriden benutzt werden, da diese möglicherweise geschluckt werden.

  • Glycerin

    Glycerin (korrekter Glycerol) ist ein Feuchthaltemittel und in ziemlich allen Kosmetika, aber auch in Lebensmitteln und Arzneimitteln enthalten. Es kommt in den meisten tierischen und pflanzlichen Fetten vor. Gesundheitlich ist Glycerin unbedenklich

  • Kieselsäure (Hydrated Silica)

    Schleif- bzw. Putzkörper (siehe auch Aluminiumoxid), um eine Polierwirkung zu erreichen. Entscheidend, dass nicht zu viele Schleifmittel, wie in Raucherzahnpasten und Weissmacherzahnpasten, enthalten sind

  • Knorpeltang (Chondrus Crispus Powder), auch Carrageen

    Knorpeltang ist ein Geliermittel bzw. Verdickungsmittel. Gilt gesundheitlich als unbedenklich.

  • Kokosbetain (Cocamidopropyl)

    Kokosbetain ist ein aus Kokosfettsäure gewonnenes amphoteres Tensid, also eine waschaktive Substanz. Gilt als gesundheitlich unbedenklich.

  • Lauryl Sulfate – Natriumlaurylsulfat oder Natriumdodecylsulfat

    Damit eine Zahncreme „wäscht“ und schäumt, wird oft das anionische Tensid Natriumlaurylsulfat (SLS) beigemischt (siehe auch Kokosbetain). Neben der reinigenden Wirkung punktet der Wirkstoff zusätzlich mit einer antibakteriellen und antiviralen Wirkung. Bei manchen Anwendern soll es allerdings Reizungen in der Mundschleimhaut auslösen. Da es ausreichend viele Produkte ohne SLS auf dem Markt gibt, ist es leicht möglich, dieser Komplikation auszuweichen. Natriumlaurylsulfat ist übrigens auch ein Grund, warum nach dem Zähneputzen unserer Geschmackssinn eine Zeit lang gestört ist und Süßes unangenehm schmecken lässt. Gesundheitlich gesehen soll es Allergien oder auch Aphten auslösen können.

  • Limonene

    Limonene ist ein Naturstoff, der als Nebenprodukt der Orangesaftherstellung abfällt und als Duftstoff und Lösungsmittel benutzt wird. Es kann in höheren Dosen hautreizende Wirkung haben, in den niedrigen Konzentrationen in Zahnpasten gilt es aber als unbedenklich.

  • Natriumphosphat (Trisodium Phosphate)

    Natriumphossphat ist ebenfalls ein Waschzusatz, dient auch zur Wasserenthärtung und als Säureregulator. Aus Waschmitteln wurde es wegen der problematischen Wirkung auf die Umwelt weitestgehend verbannt. In Zahnpasten ist es nur in geringen Dosen vorhanden und wird daher nicht als problematisch angesehen, wenngleich Phosphor allergische Reaktionen auslösen kann.

  • Parabene (Propylparaben, Methylparaben etc.)

    Parabene sind Konservierungsstoffe, die auch in vielen Kosmetika enthalten sind. Aus Medizinprodukten, wie z.B. Anästhetika, sind sie weitestgehend verschwunden, da sie eine Paragruppenallergie auslösen konnten. Einige Parabene sollen auf Grund einer niedrigen östrogenen Potenz eine hormonelle Wirkung auf Föten und Kinder haben, daher sind sie wenigstens für Kinder nicht geeignet. In Zahnpasten kommen sie in sehr geringe Dosis vor und verbleiben nur kurz im Körper, so dass eine Gefährdung auszuschließen ist. Dennoch sollten sie gemieden werden, wenn Alrternativen vorliegen.

  • Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP)

    PE und PP ist Mikroplastik bzw. Kunststoff. Zeitweise wurden diese Stoffe als schonende Alternative zu aggressiveren Schleifmitteln, wie Aluminiumoxid oder Titanoxid, eingesetzt. Allerdings haben sie einige Nebenwirkungen, unter anderem können sie sich im Gewebe absetzten und verbleiben dann dort. Diese Stoffe haben nichts in einer Zahnpasta verloren!

  • Saccharin

    Saccharin ist ein synthetischer Süßstoff. Bei höherer Dosierung wurde ein Krebsrisiko diskutiert, was allerdings durch die aktuelle Studienlage nicht belegt werden konnte. In Zahnpasten kann man Saccharin aber als unbedenklich betrachten, da es dort nicht verzehrt wird und wenn überhaupt nur in minimalen Dosen aufgenommen wird.

  • Sodium Methyl Cococyl Taurate

    Auch dieser Stoff ist ein Tensid, also eine waschaktive Substanz. Sie kann möglicherweise die Schleimhaut reizen, ist sonst aber unbedenklich.

  • Sorbitol

    Sorbitol ist ein Zuckeraustauschstoff. Bedenklich ist er bei Fructose- oder Sorbitintoleranz. Sorbitol hat eine minimale kariogene Wirkung, da er im Mund durch Kariesbakterien verstoffwechselbar ist. Gesundheitlich besteht keine Bedenklichkeit, da es normalerweise auch zum Süßen von Speisen benutzt wird. Übermäßiger Verzehr kann allerdings abführend wirken.

  • Strontium Salz (Strontium Chlorid, Strontium acetat)

    Strontium Salz soll eine Schutzschicht auf freiliegendem Dentin aufbauen bzw. freiligende Dentintubuli verschliessen und so gegen Emfindlichkeiten helfen. In niedrigen Dosen soll es unbedenklich sein. Für Kind wird vor dem Gebrauch abgeraten, wegen des Verschluckens von Zahnasta.

  • Triclosan

    Triclosan ist wohl eines der umstrittensten Mitteln der letzten Jahre. Es steht im Verdacht Verdacht, krebsserregend zu sein und Schuld an möglichen Resistenzbildung von Bakterien zu sein. Triclosan konnte außerdem im Urin von Schwangeren und im Nabelschnurblut nachgewiesen werden. Triclosan findet man häufig als Wirkstoff in Reinigungsmitteln (vor allem in Krankenhäusern) und wird in Zahncremes wegen seiner bakterienhemmenden Wirkung zum Schutz vor Parodontitis beigemischt. In den USA ist der Stoff inzwischen verboten. In Europa kann er noch in Seifen, Deodorants, Duschgels und Zahncremes vorkommen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät davon ab, Triclosan zur Desinfektion im Haushalt zu verwenden. Daher sollte es möglichst vermieden werden.

  • Titanoxid (Titanium Dioxide)

    Titandioxid ist ein Nanopartikel und kommt vor allem in „Weißmacherzahncremes“ vor. Bereits seit 2009 warnt das Umweltbundesamt (UBA) vor der Verwendung dieser Partikel in Kosmetika. Durch ihre kleine Struktur können Sie von der Mundschleimhaut in unseren Blutkreislauf gelangen und dort die Barrieren von Zellen durchdringen. Daher vermeiden!

  • Xanthan

    Xanthan ist ein durch Bakterien hergestelltes Polysaccharid, das als Verdickungsmittel in Nahrungsmitteln und Kosmetika verwendet wird. Gilt gesundheitlich als unbedenklich.

  • Xylit, Xylitol

    Xylit ist ein Zuckeraustauschstoff, der einen ähnlichen Geschmack wie Zucker hat. Bekannt wurde Xylit vor allem in den letzten Jahren, da nachgewiesen wurde, dass dieser Stoff eine stark antikariogene Wirkung hat. Da die Kariesbakterien Xylit nicht verstoffwechseln können, werden sie bei längerer Anwendung, z.B. durch Kaugummi kauen, quasi „weggezüchtet“. Außerdem werden plaquebildende Bakterien gehemmt und die Remineralisation des Zahnschmelzes wird begünstigt. Des Weiteren wird Xylit vom Menschen insulinunabhängig verstoffwechselt, so dass diese Substanz auch für Diabetiker geeignet ist. Xylit ist also gesundheitlich unbedenklich und auf Grund seiner Eigenschaft der perfekte Ersatz für Zucker und andere Süßungsmittel.

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